Wenn ein Hund das Herz heilt – Esther und Atmos
- Jeannine Stoll
- 27. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die tief berühren – so wie die von Esther und ihrem Bernersennenhund Atmos.

Esther hatte bereits einen treuen Wegbegleiter an ihrer Seite: Rolex, ebenfalls ein Bernersennenhund. Neun Jahre lang war er Teil ihres Lebens, bevor er an Lungenkrebs verstarb. Sein Tod hinterliess eine tiefe Lücke. Esther und ihr Lebenspartner wollten eigentlich keinen Hund mehr aufzunehmen. Stattdessen wollten sie reisen, das Leben geniessen – all die Dinge tun, die mit einem Hund nur schwer möglich sind.
Doch es kam anders.
Der Verlust von Rolex stürzte Esther in ein dunkles Loch. Sie schlief kaum noch, zog sich zurück, verliess das Haus nicht mehr. Antriebslosigkeit und Traurigkeit bestimmten ihren Alltag. Sie merkte schnell: Es fehlt etwas. Oder besser gesagt: jemand.
Vier Monate später wagten Esther und ihr Partner den Schritt. Sie riefen bei der Züchterin im Emmental an, von der auch Rolex stammte. Sie hatte gerade ein Wurf – aber alle Welpen waren bereits vergeben. Bis auf zwei, die die Züchterin eigentlich selbst behalten wollte. Damit endete das Gespräch.

Doch am nächsten Tag kam ein Anruf, der alles veränderte: Die Züchterin hatte es sich anders überlegt. Sie erinnerte sich daran, wie liebevoll Esther sich um Rolex gekümmert hatte. Und so entschied sie sich, ihr einen der Welpen anzuvertrauen – einen, den sie ursprünglich für sich behalten wollte.
So kam Atmos in Esthers Leben. Und mit ihm kehrte auch die Lebensfreude zurück.
Heute ist Atmos eineinhalb Jahre alt. Er begleitet Esther täglich in die Natur – zweimal anderthalb Stunden, bei jedem Wetter, ganz selbstverständlich. Mit ihren 70 Jahren strahlt Esther eine Energie und Freude aus, die ansteckend ist. Die Spaziergänge mit Atmos geben ihr Struktur, Bewegung, Nähe und Glück.

Ein fester Bestandteil ihres Alltags ist mittlerweile auch die Hundeschule Eibu Dogs geworden. Esther ist mit Begeisterung dabei – sie saugt alles auf, was sie lernen kann, nimmt Ideen mit nach Hause, probiert neue Spiele im Wald aus und freut sich jedes Mal auf die nächste Stunde. Ihre spezielle Hundetasche, die sie nur für die Hundeschule verwendet, sorgt schon beim Herausnehmen für sichtbare Vorfreude – bei Atmos wie bei ihr.

Nach jeder Stunde kommt Esther nach Hause und berichtet ihrem Lebenspartner voller Begeisterung von den Erlebnissen: von den einfühlsamen, motivierten Trainerinnen, vom abwechslungsreichen Unterricht, der immer an einem neuen Ort in der Natur stattfindet. Kein langweiliges Herumstehen, sondern echte Zusammenarbeit.
Atmos ist für Esther mehr als ein Hund. Er ist ihr Gefährte, Seelentröster und Freund. Sie beschreibt ihn als fröhlich, gelassen, anhänglich und freundlich – Eigenschaften, die ihn zu einem echten Schatz machen. Besonders rührend ist sein Verhalten gegenüber Esthers Enkel, der im Rollstuhl sitzt. Ohne Training, ohne Kommando hebt Atmos ganz selbstverständlich heruntergefallene Dinge für ihn auf – voller Achtsamkeit und Liebe.

Atmos kam in einer dunklen Zeit – und brachte Licht.
Esthers Geschichte zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie tief die Verbindung zwischen Mensch und Hund sein kann. Und wie ein Hund nicht nur Begleiter, sondern auch Heiler sein kann.